»Wenn ein Kind lesen gelernt hat und gerne liest, entdeckt und erobert es eine zweite Welt, das Reich der Buchstaben. Das Land des Lesens ist ein geheimnisvoller, unendlicher Erdteil.« Erich Kästner

Die meisten Kinder gehen mit viel Freude in die Schule, aber für manche endet diese Freude schon recht bald, denn sie erleben, dass ihnen der Schulalltag mit seinen ganzen Anforderungen nicht leicht fällt. Bei einigen Kindern gelingt der Schuleintritt und die Grundschulzeit gut und erst mit dem Übergang in die weiterführende Schule kommt es zu unterschiedlichen Auffälligkeiten. Andere wieder erleben plötzliche Einbrüche, die auf erste Sicht nicht erklärbar sind. Die Schulleistungen werden unzureichend und es bleiben Erfolge aus. 

Circa sechs bis acht Prozent der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sind von einer Lernstörung wie der Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie, LRS, Dyslexie) und der Rechenstörung betroffen und haben dadurch erhebliche Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens und/oder Rechnens. Da Lesen, Schreiben und Rechnen Basiskompetenzen sind, haben die Kinder häufig auch in vielen anderen Fächern Probleme. Eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung und eine gelingende Lern- und Bildungsbiographie ist in hohem Maße gefährdet. 

 

Belastende Situation für alle Beteiligte

Die Kinder sitzen häufig stundenlang an den Hausaufgaben oder an zusätzlichen Übungsaufgaben. Das betroffene Kind hat keine Erklärung für seine anhaltenden Misserfolge in der Schule und reagiert häufig mit emotionaler Belastung, Verhaltensauffälligkeiten und/oder gar Verweigerung. Es zieht sich zurück und die Hausaufgaben werden aufgrund der Überforderungen zum Kampf.  Die Eltern unterstützen ihr Kind und wenden viel Zeit auf, um die schulische Situation zu verbessern. Trotz vieler zusätzlicher Übungen und Anstrengungsbereitschaft von allen Seiten bleibt ein dauerhafter Erfolg aus. Im Gegenteil - es scheint immer schlimmer zu werden.  

 

Suchen Sie sich Hilfe

Die Beeinträchtigungen können unterschiedliche Ursachen haben. Eines ist jedoch wichtig: Mit Faulheit hat dies nicht zu tun Denn jedes Kind möchte gerne lernen und auch gerne zeigen, was es kann. Es kann es einfach nicht und benötigt besondere Hilfe.

Wenn Ihr Kind von einer solchen Lernproblematik betroffen ist, sollten Sie sich auf die Suche nach der Ursache machen und sofortige Abhilfe verschaffen, um erste Lernrückstände und weitere seelische Beeinträchtigungen zu vermeiden. 

Je früher Sie sich die Hilfe suchen, umso hilfreicher ist es für Sie und ihr Kind. Wichtig: Eine "Legasthenie wächst sich NICHT von alleine aus".

 

Wo finden Sie diese Hilfe

Der erste Ansprechpartner in Hessen ist die Schule bzw. die Lehrkraft im Fach Deutsch. Scheuen Sie sich nicht, diese anzusprechen und um eine Unterstützung zu bitten. Es ist Auftrag der Schule, dieser Problematik nachzugehen. Die Lehrkraft hat u.a. die Möglichkeit, die Lese-Rechtschreibkompetenz mit Hilfe von bestimmten Tests zu ermitteln oder auch das zuständige BFZ (Beratungs- und Förderzentrum) zur Unterstützung hinzuzuziehen. Ebenso besteht die Möglichkeit, eine Beratung bei der Schulpsychologie am Schulamt anzufragen.

Einige Schule arbeiten hierbei vorbildlich, leider kann es aber auch vorkommen, dass die Situation Ihres Kindes unterschätzt wird und Sie sich als Eltern selbst auf den Weg machen müssen, um fachliche Hilfe zu suchen.

Eine leichte Lese-Rechtschreibschwäche ist möglicherweise im Rahmen einer schulischen Förderung zu kompensieren. Ist Ihr Kind jedoch stärker von der Problematik betroffen (Lese-Rechtschreibstörung), sollten Sie nicht zögern, den Weg eines fachärztlichen Gutachtens zu wählen.